Mit „The Waterfront“ präsentiert Netflix eine neue Krimiserie aus der Feder von Kevin Williamson, dem Schöpfer von Klassikern wie „Dawson’s Creek“ und „Scream“. Die Serie, mit Holt McCallany und Maria Bello in den Hauptrollen, taucht in die Welt einer Fischerfamilie in North Carolina ein, die in die Kriminalität abrutscht, um ihr traditionsreiches Geschäft zu retten. Trotz der vielversprechenden Prämisse und namhaften Besetzung entpuppt sich die Serie jedoch als eine durchwachsene Seifenoper, die vor allem durch einen brillanten Besetzungscoup gerettet wird: Topher Grace.
Die Handlung dreht sich um die Familie Buckley, angeführt von Patriarch Ben (Holt McCallany). Konfrontiert mit dem drohenden Ruin ihres Fischereibetriebs, trifft die Familie die schicksalhafte Entscheidung, ihr Boot für den Drogenschmuggel zur Verfügung zu stellen. Was als einmaliger Ausweg gedacht war, zieht die Buckleys unaufhaltsam in einen Strudel aus Gewalt, Verrat und moralischen Kompromissen. Williamson, der selbst in North Carolina aufwuchs und dessen Vater Fischer war, bringt eine persönliche Note in die Erzählung ein. Dennoch kämpft die Serie damit, ihren Ton zu finden. Die Kritiker sind sich uneins und vergleichen „The Waterfront“ häufig mit Hits wie „Ozark“ oder „Yellowstone“, wobei viele bemängeln, dass die Serie deren erzählerische Tiefe und Konsequenz vermissen lässt. Die Dialoge wirken oft hölzern und die Handlung verfällt in vorhersehbare Muster, die eher an eine Seifenoper als an ein packendes Krimidrama erinnern. Selbst ein Schwergewicht wie Holt McCallany, der in „Mindhunter“ sein außergewöhnliches Talent bewies, kann das Drehbuch nicht immer über seine Schwächen hinwegtragen.
Der wahre Lichtblick und das pulsierende Herz der Serie ist jedoch Topher Grace in der Rolle des Antagonisten Grady. Bekannt geworden als der sympathische Eric Forman aus der Sitcom „Die wilden Siebziger“, liefert Grace hier eine fesselnde und energiegeladene Performance ab. Sein Charakter ist ein charismatischer, aber unberechenbarer Krimineller, der mit einer ansteckenden Mischung aus Charme und Bedrohung die Szenerie dominiert. Jedes Mal, wenn Grady auftaucht, erhält die Serie den dringend benötigten Adrenalinstoß. Grace stiehlt seinen Co-Stars mühelos die Show und verleiht der ansonsten oft schleppenden Handlung eine unvorhersehbare und unterhaltsame Dynamik. Seine Leistung ist der entscheidende Faktor, der „The Waterfront“ von einer mittelmäßigen Produktion zu einer sehenswerten Serie macht.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „The Waterfront“ eine Serie mit einer soliden Grundidee und einer persönlichen Handschrift des Schöpfers ist, die jedoch in ihrer Umsetzung als Krimi-Seifenoper nicht vollständig überzeugt. Während die Hauptdarsteller solide Arbeit leisten, ist es die herausragende und gegen den Typ besetzte Rolle von Topher Grace, die der Serie Leben einhaucht. Wer auf der Suche nach einem komplexen Charakterdrama ist, wird vielleicht enttäuscht, doch für Fans von Familiensagas mit kriminellen Verstrickungen und alle, die Topher Grace in einer seiner bisher besten Rollen erleben möchten, ist „The Waterfront“ durchaus einen Blick wert.