Acht Jahre nach seinem Überraschungserfolg „Colossal“ kehrt Regisseur Nacho Vigalondo mit „Daniela Forever“ auf die Leinwand zurück – einem Sci-Fi-Gedankenspiel, das hohe Erwartungen weckt, diese aber auf frustrierende Weise enttäuscht. Der Film, mit Anklängen an Meisterwerke wie „Vergiss mein nicht!“ und „Inception“, präsentiert eine faszinierende Prämisse, scheitert jedoch daran, seine Fülle an Ideen zu einer kohärenten und emotional packenden Geschichte zu verbinden.
**Die Prämisse: Trauerbewältigung im Traum**
Im Zentrum der Geschichte steht Nicolas (Henry Golding), der den tragischen Verlust seiner Lebensgefährtin Daniela (Beatrice Grannò) nicht überwinden kann. In seiner Verzweiflung nimmt er an einer experimentellen Studie teil, die ihm durch luzide Träume ein Wiedersehen mit Daniela verspricht. Die Idee dahinter ist bestechend: Wenn Menschen ihre Visionen von verstorbenen Geliebten kontrollieren könnten, würde ihnen das helfen, ihre Trauer besser zu bewältigen. Ein letztes Gespräch, ein letzter Spaziergang am Strand – die Möglichkeiten scheinen endlos und das Potenzial für einen tiefgründigen Film ist enorm.
**Visuelle Sprache und clevere Einfälle**
Zunächst entfaltet der Film eine bestechende visuelle Sprache. Regisseur Vigalondo und sein Kameramann Jon D. Dominguez tauchen die Realität in ein beengendes, fast quadratisches Bildformat, dessen Ästhetik an eine alte VHS-Aufzeichnung erinnert. Die Traumwelten hingegen erstrahlen in farbenprächtigem Breitbildformat. Dieser Kontrast visualisiert die Anziehungskraft der künstlichen Realität gegenüber der tristen Wirklichkeit.
Auch inhaltlich gibt es clevere Ansätze. Nicolas stellt fest, dass seine Träume auf seinen eigenen Erinnerungen basieren; er kann keine Orte erschaffen, die er nie gesehen hat. Dies dient als starke Metapher für die limitierende Natur der Trauer, die uns an bestimmte Momente und Orte fesselt. Auch die Dynamik zwischen Nicolas und seiner Traum-Daniela ist anfangs faszinierend. Seine Kontrolle über sie wirkt unheimlich, doch als sie beginnt, eine eigene Persönlichkeit und eigene Wünsche zu entwickeln, weiß der Film nichts mit dieser spannenden Wendung anzufangen. Anstatt die Themen von Kontrolle, Erinnerung und wahrer Persönlichkeit zu ergründen, verliert sich die Erzählung.
**Ein formloses Scheitern**
Genau hier beginnt der Film zu zerfallen. Anstatt die tiefgreifenden Möglichkeiten seines Konzepts auszuloten, suhlt sich Vigalondo im Elend seines Protagonisten. Die Handlung zerfällt zu einem derart formlosen Gebilde, dass jeder Versuch, die zugrundeliegenden Themen zu analysieren, ins Leere läuft. Das Tempo ist bleiern, und die erzählerische Logik wirkt, als würde sie von Szene zu Szene willkürlich neu erfunden.
Die Konsequenz ist ein zutiefst frustrierendes Seherlebnis. Während die Grenzen zwischen Traum und Realität zunehmend verschwimmen, gehen die emotionalen Fäden vollständig verloren. Als Zuschauer ist man mehr damit beschäftigt, den verworrenen Handlungssträngen und den Motivationen der Figuren zu folgen, als emotional berührt zu werden. Selbst Henry Golding wirkt verloren in einer Rolle, die den Launen einer unklaren Technologie und einer inkonsistenten Welt ausgeliefert ist. Spektakuläre Szenen, wie eine, in der Nicolas wie Superman durch einen Traum schreitet, während Menschen und Autos von ihm abprallen, wirken am Ende hohl und ohne emotionales Gewicht.
**Fazit**
„Daniela Forever“ ist das Paradebeispiel dafür, was passiert, wenn ein talentierter Filmemacher die Kontrolle über seine ambitionierten Ideen verliert. Der Film hat Dutzende von faszinierenden Ansätzen, nimmt sich aber nie die Zeit, sie zu verbinden oder ihnen Tiefe zu verleihen. Am Ende scheint sich der Film damit zufriedenzugeben, im seichten Wasser der Trauer zu planschen und viel Lärm zu machen, ohne jemals den Mut zum echten Tiefgang aufzubringen. Übrig bleibt eine brillante Idee, die in ihrem eigenen konzeptionellen Chaos ertrinkt und das Publikum ratlos zurücklässt.