Einleitung
Mit Elio liefert Pixar ein weiteres Animationsabenteuer, das die Zuschauer in eine farbenfrohe, intergalaktische Welt entführt. Der Film, unter der Regie von Domee Shi, Madeline Sharafian und Adrian Molina, erzählt die Geschichte des elfjährigen Elio Solis, eines fantasievollen Außenseiters, der sich nach dem Tod seiner Eltern einsam fühlt und von Außerirdischen träumt. Doch was passiert, wenn dieser Traum wahr wird und er plötzlich als Botschafter der Erde im sogenannten „Kommuniversum“ landet? Diese Kritik beleuchtet die Stärken und Schwächen des Films, der seit dem 19. Juni 2025 in den deutschen Kinos läuft.
Handlung
Elio (gesprochen von Yonas Kibreab) ist ein kreativer, aber introvertierter Junge, der sich auf der Erde fehl am Platz fühlt. Nach dem Verlust seiner Eltern lebt er bei seiner Tante Olga (Zoe Saldaña), die als Militärwissenschaftlerin arbeitet und mit der Erziehung ihres Neffen überfordert ist. Elios Faszination für das Weltall gipfelt in einer Botschaft, die er ins All sendet: „Aliens, entführt mich!“ Zu seiner Überraschung wird er tatsächlich von einer intergalaktischen Organisation, dem Kommuniversum, hochgebeamt – allerdings unter der Annahme, er sei der Anführer der Erde. Dort trifft er auf skurrile Aliens, darunter den liebenswerten Glordon (Remy Edgerly), den Sohn des kriegerischen Lord Grigon (Brad Garrett). Gemeinsam müssen sie eine Krise intergalaktischen Ausmaßes bewältigen, während Elio lernt, seinen Platz in der Welt zu finden.
Stärken
Visuelle Gestaltung
Pixar bleibt seiner Reputation treu: Elio ist ein optisches Meisterwerk. Das Kommuniversum erstrahlt in lebendigen Farben, psychedelischen Landschaften und fantasievollen Alien-Designs, die von schleimigen Supercomputern bis hin zu wurmartigen Kreaturen reichen. Die Animationen sind detailreich, ohne überladen zu wirken, und besonders in 3D entfalten einige Szenen eine beeindruckende Tiefe. Der Film nutzt visuelle Anleihen an Klassiker wie 2001: Odyssee im Weltraum, bleibt aber zugänglich für ein jüngeres Publikum.
Emotionale Tiefe
Elio behandelt universelle Themen wie Einsamkeit, Verlust und Selbstakzeptanz mit einer Leichtigkeit, die sowohl Kinder als auch Erwachsene anspricht. Die Freundschaft zwischen Elio und Glordon, einem ebenso einsamen Alien, ist das emotionale Herzstück des Films. Besonders bewegend ist die Entwicklung von Lord Grigon, dessen harte Schale im Verlauf des Films eine überraschende Tiefe offenbart. Diese Momente, gepaart mit einem humorvollen Ton, machen den Film zu einem typischen Pixar-Erlebnis, das Herz und Humor geschickt vereint.
Humor und Charaktere
Der Humor in Elio ist kindgerecht, aber nicht infantil. Elios naive Begeisterung für das Weltall und seine tollpatschigen Versuche, als „Erdanführer“ zu agieren, sorgen für zahlreiche Lacher. Die Nebenfiguren, wie die quirlige KI Ooooo (Shirley Henderson), stehlen oft die Show. Die Synchronisation (im Original mit Yonas Kibreab, Zoe Saldaña und Brad Garrett) ist erstklassig, wobei die deutsche Fassung noch aussteht, aber hoffentlich diesem Niveau gerecht wird.
Schwächen
Bekannte Muster
Trotz seiner originellen Prämisse – ein Junge, der wünscht, von Aliens entführt zu werden – bleibt Elio narrativ in bekannten Pixar-Schemata gefangen. Die Geschichte des Außenseiters, der auf einer abenteuerlichen Reise zu sich selbst findet, erinnert an Filme wie Findet Nemo oder Luca. Kritiker bemängeln, dass der Film sein kreatives Potenzial nicht voll ausschöpft und sich oft zu sicher anfühlt.
Oberflächliche emotionale Verarbeitung
Die Themen Trauer und Verlust werden zwar angeschnitten, aber nicht so tiefgehend behandelt, wie es andere Pixar-Filme wie Alles steht Kopf oder Coco geschafft haben. Elios Trauer um seine Eltern wirkt manchmal wie ein Handlungselement, das schnell zugunsten des Abenteuers in den Hintergrund tritt. Dies führt dazu, dass einige emotionale Momente weniger stark wirken, als sie könnten.
Schwaches Einspielergebnis
Trotz positiver Kritiken startete Elio mit einem enttäuschenden Einspielergebnis von nur 21 Millionen US-Dollar in Nordamerika – Pixars schlechteste Eröffnung bisher. Dies spiegelt die aktuelle Schwierigkeit von Originalfilmen wider, gegen etablierte Franchises und Remakes zu bestehen. Dennoch gibt es Hoffnung auf einen „Elemental“-Effekt, da der Film gute Publikumswertungen (A CinemaScore) erhielt.
Zielgruppe und Altersfreigabe
Elio ist für Kinder ab sechs Jahren freigegeben (FSK), wobei einige Szenen mit Bedrohungen durch Lord Grigon oder Weltraumgefahren für jüngere Kinder etwas beängstigend sein könnten. Der Film spricht jedoch auch Erwachsene an, die die nostalgischen Sci-Fi-Elemente und die emotionale Botschaft zu schätzen wissen. Eltern sollten beachten, dass Themen wie der Verlust der Eltern und Mobbing angesprochen werden, was sensible Kinder berühren könnte.
Fazit
Elio ist ein charmantes, herzerwärmendes Animationsabenteuer, das mit beeindruckender Optik und liebenswerten Charakteren punktet. Auch wenn der Film nicht die emotionale Tiefe oder Originalität der besten Pixar-Werke erreicht, bietet er eine unterhaltsame Mischung aus Humor, Herz und intergalaktischem Flair. Für Familien und Sci-Fi-Fans ist Elio ein sehenswerter Kinoausflug, der die Botschaft vermittelt, dass Freundschaft und Selbstakzeptanz überall im Universum zu finden sind. Wer ein klassisches Pixar-Erlebnis sucht, wird hier nicht enttäuscht – auch wenn der Funke nicht ganz so hell leuchtet wie in früheren Meisterwerken.
Bewertung: 7,5/10