Need for Speed: ProStreet markierte 2007 einen radikalen Kurswechsel für die populäre Rennspiel-Serie von Electronic Arts. Nach Jahren des Open-World-Streetracings und packenden Verfolgungsjagden mit der Polizei, wagte sich EA Black Box an eine Simulation des professionellen Straßenrennsports auf abgesperrten Strecken. War dieser mutige Schritt ein Erfolg oder ein Fehltritt? Tauchen wir ein in die Welt von Ryan Cooper, dem aufstrebenden „Street King“, und finden es heraus.
Gameplay: Vom Asphalt auf die Rennstrecke
Das Herzstück von Need for Speed ProStreet ist der Rennalltag auf festen, abgesperrten Strecken. Das Spiel verabschiedet sich von der Open-World-Erfahrung seiner Vorgänger und konzentriert sich ganz auf den Wettkampf. Spieler treten in verschiedenen Disziplinen an: Grip-Rennen, Drag-Rennen, Drift-Wettbewerbe und die Hochgeschwindigkeits-Speed Challenges. Die Steuerung ist eine Mischung aus Arcade und Simulation, die eine gewisse Eingewöhnung erfordert, aber belohnend ist, sobald man den Dreh raus hat. Jede Fahrzeugklasse verhält sich anders, und die detaillierte Anpassung der Wagen – sowohl optisch als auch leistungstechnisch – ist tiefgreifend und essentiell, um aufzusteigen. Ein besonderes Feature ist das Schadensmodell, das sich sowohl auf die Optik als auch auf die Performance des Wagens auswirkt. Kollisionen haben spürbare Konsequenzen, was eine vorsichtigere Fahrweise fördert.
Grafik & Sound: Realismus trifft Spektakel
Für das Jahr 2007 lieferte Need for Speed ProStreet eine beeindruckende visuelle Präsentation. Die Fahrzeugmodelle sind detailreich, die Lichteffekte stimmungsvoll und die Umgebungen – von sonnigen Wüstenstrecken bis zu nächtlichen Stadtkursen – abwechslungsreich gestaltet. Die Rennen wirken dynamisch und die Geschwindigkeitsgefühle sind gut umgesetzt. Auch akustisch überzeugt das Spiel. Die Motorensounds sind kraftvoll und authentisch, und der Soundtrack, typisch für Need for Speed, ist ein energiegeladener Mix aus Rock, Electronic und Hip-Hop, der perfekt zur Renn-Action passt.
Story & Charaktere: Der Aufstieg des Street Kings
In NFS: ProStreet schlüpft der Spieler in die Rolle von Ryan Cooper, einem ehrgeizigen Amateur-Rennfahrer, der davon träumt, der ultimative „Street King“ zu werden. Die Geschichte ist linear und treibt den Spieler von einem Event zum nächsten. Begonnen mit „Battle Machine“, über die von Super Promotion gesponserte „Showdown at Chicago Airfield“ bis hin zu den „R3act Team Sessions“, arbeitet sich Ryan an die Spitze. Die Narrative ist zweckmäßig und dient primär als Rahmen für die Rennen, ohne große erzählerische Tiefe oder komplexe Charakterentwicklungen. Es geht einzig und allein um den Aufstieg und die Dominanz auf dem Asphalt.
Technik & Performance: Solide, aber nicht perfekt
Die technische Umsetzung von Need for Speed ProStreet war zum Release solide, aber nicht ohne Makel. Auf den damaligen Konsolen und PCs lief das Spiel meist flüssig, wenngleich es je nach System zu Performance-Schwankungen kommen konnte. Gelegentliche kleinere Bugs oder Clipping-Fehler trübten das Bild, waren aber selten spielentscheidend. Im Vergleich zu den Vorgängern fehlten dem Spiel jedoch die freien Erkundungsaspekte und Polizeiverfolgungen, was von einigen Kritikern als Rückschritt empfunden wurde. Dennoch bot ProStreet ein stabiles Fundament für die neuen Rennmechaniken.
Pro & Contra: Eine Abwägung
Pro:
- Realistischeres Fahrverhalten und detailliertes Schadensmodell
- Umfangreiches Tuning und visuelle Anpassung der Fahrzeuge
- Abwechslungsreiche Rennmodi
- Stimmungsvolle Grafik und Soundkulisse
- Fordernde KI-Gegner
Contra:
- Fehlen der Open-World und Polizeiverfolgungen
- Lineare Story ohne große Überraschungen
- Teilweise repetitive Rennveranstaltungen
- Anfänglich gewöhnungsbedürftige Steuerung für Arcade-Fans
Wertung: 7.5/10
Need for Speed: ProStreet ist ein guter Rennspiel-Titel, der eine mutige, wenn auch nicht immer perfekt umgesetzte, Abkehr von der bekannten Need for Speed-Formel darstellt. Das realistischere Fahrverhalten und das detaillierte Schadensmodell sind willkommene Neuerungen, die eine neue Tiefe in die Serie bringen. Abzüge gibt es für den Verzicht auf das Open-World-Konzept und eine etwas generische Story. Für Fans von Arcade-Racern mit einem Hang zu realistischeren Elementen und umfangreichem Tuning ist ProStreet jedoch definitiv einen Blick wert.
Fazit: Ein mutiger Schritt in die richtige Richtung?
Mit Need for Speed: ProStreet wagte EA Black Box einen spannenden Versuch, die Serie neu zu definieren. Es ist kein perfektes Spiel und mag nicht jeden Langzeitfan begeistert haben, aber es bietet eine solide Renn-Erfahrung mit Fokus auf authentische Rennen und detailliertes Fahrzeug-Tuning. Wer ein Rennspiel abseits der Open-World-Formel sucht, das eine gelungene Mischung aus Arcade und Simulation bietet und Wert auf Fahrzeuganpassung legt, wird hier gut unterhalten. Ein empfehlenswerter Titel für alle, die eine andere Seite von Need for Speed erleben möchten.