Superman: Popcorn-Kino mit Beigeschmack

James Gunns „Superman“ markiert den offiziellen Startschuss für das neue DC-Universum und landet mit einer Mischung aus Charme, Action und nachdenklichen Momenten. Doch während der Film als Popcorn-Unterhaltung durchaus funktioniert, hinterlässt er einen faden Beigeschmack und die Frage: War diese Neuauflage wirklich nötig?

Eine der stärksten Szenen des energiegeladenen, aber oft fahrigen Films ist eine der einfachsten: Lois Lane (Rachel Brosnahan) kommt nach Hause und findet Clark Kent (David Corenswet) in der Küche vor, der sie zum dreimonatigen Jubiläum mit einem „Frühstück zum Abendessen“ überrascht. Es ist ein süßer, leicht unbeholfener Moment, der die Anfangsphase ihrer Beziehung perfekt einfängt, in der sie sich noch aneinander herantasten. Die Szene gipfelt in Clarks Zusage, Lois ein exklusives Interview mit Superman zu geben. Das Ergebnis ist ein brillant geschriebener und gespielter Dialog, der an eine moderne Screwball-Komödie mit ernsten Untertönen erinnert. Lois stellt Superman harte, aber faire Fragen zur Ethik seiner Entscheidung, einen Krieg in einem fremden Land ohne die Zustimmung der US-Regierung zu beenden.

Genau hier glänzt der Film. Immer wieder durchbrechen solche dialoggetriebenen Momente das CGI-Gewitter und die cameo-gespickte Handlung. Gunn inszeniert Superman gekonnt als Verkörperung der klassischen amerikanischen Einwanderergeschichte. Dennoch stellt sich nach dem Abspann das Gefühl von kinematografischem Fast-Food ein: Man genießt die Aromen, fühlt sich aber am Ende so, als hätte man eine vertraute, kalorienleere Mahlzeit zu sich genommen.

Trotz der aufrichtigen und überzeugenden Leistungen von Corenswet und Brosnahan und einer Fülle von talentierten Nebendarstellern wirken die „Gods and Monsters“-Elemente des neuen DCU wie Überbleibsel aus Gunns „Guardians of the Galaxy“-Filmen. Die Kampfszenen fühlen sich oft wie schnell geschnittene, derivative Nachbildungen von Actionszenen aus Dutzenden anderer Superheldenfilme an. Was bleibt, ist eine mittelmäßige Interpretation von „Superman“, die zwar an die Version von 1978 erinnert, deren reinen Pop-Unterhaltungswert aber nicht ganz erreicht.

Positiv ist anzumerken, dass Gunn keine Zeit mit der allseits bekannten Origin-Story verschwendet. Wir tauchen direkt in eine Welt ein, in der Superman bereits als der mächtigste und beliebteste Metamensch der Erde etabliert ist. Seine Popularität gerät jedoch nach der bereits erwähnten Militärintervention ins Wanken. Zum ersten Mal muss Superman eine Niederlage einstecken und wird von Krypto, dem Superhund, gerettet – ein klares Zeichen dafür, dass der Film sich selbst nicht immer todernst nimmt.

Nicholas Hoult liefert eine brillante Leistung als Lex Luthor, eine Art „GQ-trifft-Elon-Musk“-Interpretation des genialen Bösewichts, der mit seinen Rüstungsaufträgen Milliarden verdient und davon besessen ist, Superman zu vernichten. Währenddessen macht seine Influencer-Freundin Eve Teschmacher (herrlich komisch: Sara Sampaio) im Hintergrund Selfies. Der Daily Planet mit einem unterforderten Wendell Pierce als Perry White und Skyler Gisondo als erfrischendem Jimmy Olsen kommt leider etwas zu kurz.

Während Luthor die öffentliche Meinung geschickt gegen Superman wendet, wird das ohnehin schon überfüllte Feld der Nebenfiguren um Michael Holt/Mister Terrific (Edi Gathegi), Guy Gardner/Green Lantern (Nathan Fillion) und Kendra Saunders/Hawkgirl (Isabela Merced) erweitert. Sie sind ein unterhaltsames Trio, doch ihre ständigen Wortgefechte darüber, ob sie sich nun „The Justice Gang“ nennen sollen, bewegen sich auf allzu bekanntem Superhelden-Terrain.

Besonders eindrücklich sind die Momente, in denen der Film aktuelle gesellschaftliche Parallelen zieht. Als Superman von maskierten Agenten festgenommen und in einem Internierungslager eingesperrt wird, in dem auch eine getrennte Familie und eine Frau wegen eines kritischen Blog-Posts über Luthor festsitzen, ist die Sozialkritik unübersehbar. Gleichzeitig bleibt Superman seinem edlen Kern treu, wenn er mitten im Kampf einen Eichhörnchen rettet oder darüber nachdenkt, ob ein zerstörerisches Monster nicht auch hätte betäubt und an einem anderen Ort freigelassen werden können.

Ein großes Lob gebührt den Filmemachern für die Besetzung von Pruitt Taylor Vince und Neva Howell als Ma und Pa Kent, die im Gegensatz zur glamourösen Besetzung in „Man of Steel“ eine rührende und authentische Bodenständigkeit ausstrahlen. Corenswet selbst gibt einen charmanten Superman ab, kann aber weder mit der Starpower eines Christopher Reeve noch mit der verbissenen Intensität eines Henry Cavill mithalten.

Am Ende bleibt „Superman“ eine unterhaltsame Popcorn-Erfahrung, die jedoch die Frage aufwirft, ob es diese x-te Version des Helden wirklich gebraucht hat. Es ist ein solider, aber kein wegweisender Start für das neue DC-Universum.