Tyler Perry möchte als Filmemacher ernst genommen werden, und so soll auch diese Kritik zu „Madea’s Destination Wedding“ diesem Anspruch gerecht werden. Auch wenn es sich um den neuesten Teil seiner Reihe über die streitlustige, aber gutherzige Großmutter Mabel „Madea“ Simmons handelt und dieser, wie fast alle seine Vorgänger, zwar zeitweise amüsant, aber letztlich schlampig und leicht zu vergessen ist.
**Handlung: Madea auf den Bahamas**
In diesem Film reisen Madea und ihre Entourage auf die Bahamas und erleben in einem Luxushotel allerlei Mätzchen. Die Geschichte beginnt mit einer Slapstick-Einlage: Madea, ihr Ex-Mann Leroy Brown (David Mann) und ihre Tochter Cora (Tamela Mann) werden an einer Tankstelle von Möchtegern-Räubern überfallen, die Madea kurzerhand mit ihrer Handtasche außer Gefecht setzt.
Kurz darauf erfahren Joe und seine Ex-Frau Debra (Taja V. Simpson), eine ehemalige Drogenabhängige, die nach ihrer Genesung einen reichen Mann geheiratet hat, wichtige Neuigkeiten von ihrer Tochter Tiffany (Diamond White). Tiffany stellt ihren neuen Verlobten Zavier (Xavier Smalls) vor, einen selbstgefälligen jungen Mann mit Dreadlocks, der bisher in der Familiengeschichte keine Rolle spielte. Die titelgebende „Destination Wedding“ auf den Bahamas ist bereits von Debras reichem Ehemann durchgeplant, der die Kosten für beide Familien übernehmen will. Tiffanys Vater, Brian (ebenfalls von Perry gespielt), ist davon verständlicherweise wenig begeistert, da seine Tochter diesen entscheidenden Lebensschritt ohne vorherige Absprache geplant hat und er Zavier für einen zwielichtigen Charakter hält. Dennoch reist die Familie auf die Bahamas, um Tiffany zu unterstützen.
**Kritik: Langatmig und wenig durchdacht**
Leider ist der Film ein typisches Beispiel für Tyler Perrys Komödien-Output. Mit einer Laufzeit von einer Stunde und 45 Minuten fühlt er sich deutlich länger an. Es dauert die Hälfte des Films, bis die Familie überhaupt auf den Bahamas ankommt, eincheckt und sich in ihren Zimmern einrichtet. Szenen wie der Check-in oder die Erkundung der Hotelzimmer werden unnötig in die Länge gezogen. Handlungskomplikationen oder echte Einsätze für die Charaktere werden erst nach mehr als der Hälfte der Laufzeit eingeführt. Der Film besteht größtenteils aus improvisationslastigen Blöcken leichter Clownerie, denen es an einer klaren Form oder einem befriedigenden Abschluss mangelt.
Ein Lichtblick ist eine bewusst überzogene Sequenz, in der Zavier Joe und den frommen Leroy zu seiner Junggesellenparty einlädt. Joe überzeugt den gottesfürchtigen Leroy, dass es sich um eine Party mit Gospel-Thema handelt, auf der aus der Schrift zitiert wird. Leroy findet sich stattdessen umgeben von leicht bekleideten, twerkenden Tänzerinnen wieder, schreit wie ein kleines Kind und besprengt sie mit Weihwasser. Perry selbst sorgt als Madea und Joe (der sehr langsam auf seinem Stock balancierend twerkt) für einige Lacher.
Doch diese wenigen gelungenen Momente können die vielen Schwächen nicht ausgleichen. Dem Drehbuch mangelt es an Sorgfalt. Charaktere tauchen oft unmotiviert auf, um Gespräche zu belauschen oder zu stören. Eine gute Farce erfordert mehr Präzision, als Perry hier an den Tag legt. Die Qualitätskontrolle scheint selbst für seine oft wechselhaften Standards niedrig zu sein.
**Perrys zwei Gesichter als Filmemacher**
Es ist enttäuschend, aber nicht überraschend. Perry hat in seiner produktiven Karriere immer wieder gezeigt, dass er sich als Künstler weiterentwickeln kann, vor allem in seinen Melodramen wie „For Colored Girls“ oder „A Jazzman’s Blues“. In diesen Filmen zeigt er ein Gespür für Kameraführung, Schnitt und den ausdrucksstarken Einsatz von Farbe. „A Jazzman’s Blues“ gilt als sein vielleicht bester Film, der beweist, dass Perry die Sprache des Kinos beherrscht.
In seinen Komödien, in denen er stets als Madea und andere Familienmitglieder auftritt, ist von diesem künstlerischen Anspruch jedoch nichts zu spüren. Sie wirken wie glorifizierte Sammlungen unzusammenhängender und oft überlanger Sketche, die nur notdürftig von einer Handlung zusammengehalten werden. Die Kamera dient lediglich dazu, die Schauspieler in einem Raum zu platzieren und so lange laufen zu lassen, bis genug Material für den Schnitt vorhanden ist. Visuelle Persönlichkeit? Fehlanzeige.
Interessant ist allenfalls die technische Umsetzung, wenn Perry in mehreren Rollen gleichzeitig auf der Leinwand zu sehen ist. Dies erfordert ein gewisses Maß an handwerklichem Geschick, das an klassische Filmtricks erinnert. Doch während man darüber nachdenkt, wie diese Szenen wohl gedreht wurden, merkt man bereits, dass der Film selbst wenig anderes zu bieten hat, das die Aufmerksamkeit fesseln könnte.
**Fazit**
„Madea’s Destination Wedding“ ist ein Film, der sich fast ausschließlich auf die Anziehungskraft seiner Hauptfigur und die improvisierten Scherze verlässt. Für eingefleischte Fans von Tyler Perrys Madea-Universum mag das ausreichen. Alle anderen bekommen eine langatmige, schlampig inszenierte Komödie mit wenigen echten Lachern, die ihr Potenzial bei weitem nicht ausschöpft. Abgesehen von der Leistung der Darsteller gibt es wenig, was diesen Film empfehlenswert macht.